Zoom versus Riverside

Zoom versus Riverside

Zoom vs Riverside Studio – Die beste online Option und der beste Ton für Interview Podcasts

Welche Plattform gewinnt das Audio-Experiment? Zoom versus Riverside.
In einem Live-Experiment vergleiche ich beide Tools miteinander.

Spoiler-Alert: Mit dem klaren Ergebnis habe ich nicht gerechnet.

Mein Experiment steht dir auch als Podcast-Episode oder als Youtube-Video zur Verfügung.

Wenn du Profi-Podcast-Qualität zeigen möchtest – nutze nicht Zoom!

Jahrelang habe ich an die Interviewerinnen und Interviewer appelliert, nicht die Meetingplattform Zoom für Remote-Interviewaufzeichnungen zu nutzen. Der Grund: Die Audioqualität ist nicht professionell genug.

Aber stimmt das überhaupt noch im Jahre 2024?
Hat nicht vielleicht eins der 1000 Zoom-Updates dafür gesorgt, dass wir mittlerweile einen qualitativ hochwertigen Ton auch in Zoom-Aufzeichnungen haben?

Die Aufforderung einer Online-Kollegin, sie von einem anderen Tool zu überzeugen, sollte Zoom wirklich zu schlecht sein, hat mich nachdenken lassen.

Sie hatte mich in ihren Podcast eingeladen – kann ich als Interviewheld und Medientrainer riskieren, mich mit einer miesen Qualität in Bild und Ton zu präsentieren? Niemals.

Doch was, wenn Zoom besser ist als sein Ruf? Bin ich ungerecht in der Bewertung?

Um die Kollegin nicht mit Hören-Sagen oder Bauchgefühlen zu einem anderen Tool zu überreden, braucht es also belastbare Daten.

Mein Experimentengeist war geweckt. Hier startete meine Versuchsreihe.

Der Ausgang war alles andere als ungewissen – ich würde wohl kaum so sehr daneben liegen. Zumal die ganze Podcast-Bubble von Zoom-Aufnahmen abrät.

Du kannst das Experiment „Zoom versus Riverside“ auch als YouTube-Video sehen.

Das Aufnahme Experiment – Zoom vs. Riverside.fm

Als alternatives Tool für Remote-Aufzeichnungen sollte Riverside.fm dienen.

Riverside.fm ist kein Geheimtipp, sondern das 5-Sterne-Studio in der Podcast-Bubble.
Ich nutze es im Abomodell für knapp 20€ im Monat. Ich habe sehr gute Erfahrungen damit gemacht und empfehle es immer gerne.

Zoom nutze ich auch. Seit vielen Jahren. Ich kenne mich aus.
Ich arbeite mit dem Mac – aber das ist eigentlich nicht relevant.

Gute Grundlagen, beide Tools miteinander zu vergleichen.

Ein Podcastgast war schnell gefunden.

Danke an Michael Zocholl, den ich auf beiden Plattformen für den Direkt-Vergleich interviewen konnte. Das passte sogar inhaltlich, denn Michael bat mich, einen Podcast Take-over von seinem Podcast zu machen. Coole Aktion – dazu mehr in der Infobox.


Podcast Take-Over

Ein Podcast Take-Over bezeichnet eine besondere Form der Episode, bei der eine externe Person oder ein Gast vorübergehend die Rolle des regulären Hosts übernimmt.
Dies kann für eine einzelne Episode oder eine Reihe von Episoden geschehen.

Die Idee dahinter ist, frischen Wind in den Podcast zu bringen, indem man neue Perspektiven, Stimmen und Inhalte einführt, die das übliche Format ergänzen oder erweitern.

Podcast Take-Over bieten eine Reihe von Vorteilen:
Reichweitensteigerung: Durch das Einbringen von Gästen mit eigener Fangemeinde kann der Podcast neue Hörer gewinnen.
Inhaltliche Vielfalt: Neue Stimmen und Perspektiven bereichern den Podcast und halten das Interesse der bestehenden Hörerschaft.
Kreativität und Inspiration: Die Zusammenarbeit mit anderen Kreativen kann inspirierend wirken und zu neuen Ideen und Formaten führen.

Ein Take-Over kann eine spannende Möglichkeit sein, einen Podcast aufzufrischen und gleichzeitig eine breitere Hörerschaft anzusprechen.

Mein Podcast Take-Over hörst du ab dem 15.02.2024 im Podcast von Michael Zocholl Zuhören. Fragen. Führen.

Danke Michael!


Die Kriterien für die Aufnahme

Um Zoom einen fairen Prozess zu machen, braucht es zuvor definierte Kriterien.
Folgende Aspekte erscheinen mir für die Beurteilung ausschlaggebend:

Die Audio- und Videoqualität.

Das wohl priorisier teste Qualitätskriterium.
Genau darum geht es mir.
Kann ich mir als Podcasthörer:in ein Zoom-Interview gut anhören oder beginnt bei mir die große Aberkennung des Expertenstatus mit schlechter Audio-Qualität.
Wir wollen auch einen Blick auf die Bildqualität werfen. 

Die Benutzerfreundlichkeit – wie leicht findet man sich zurecht\

Das Handling bei einem Remote-Interview ist wichtig.

Als fragenstellende Person haben wir EINEN Job – wir sollen gute Fragen stellen und den Antworten aufmerksam zuhören. Gleichzeitig viele Regler bedienen, würde Ablenkung bedeuten.
Das gilt ebenso für die Postproduktion.
Komme ich leicht an meine gewünschten Dateien im Download und kann sie herunterladen?

Gibt es Multi-Channel-Aufnahmen für die Online-Interviews?

Diese sind wichtig für die digitale Postproduktion, zum Beispiel um eine Person lauter oder leiser zu regeln oder andere Anwendungen im Editing.

Welche Möglichkeiten in der Postproduktion bieten mir die Tools

Kann ich lediglich eine Audioaufnahme aus dem Tool exportieren oder bietet mir das Tool noch individuelle Konfektionsmöglichkeiten an, zum Beispiel fertige Clips für Instagram und Co. 

Was für Special gibt es noch so – Transkript und Co

Ich halte die Augen offen und lasse mich überraschen, was neben der Tonaufzeichnung noch so geht.

Die Auswertung der Interview Aufnahme bei Zoom und Riverside.fm

Das Interview mit Michael Zocholl lief unter guten Bedingungen.

Wir beiden haben auf WLAN verzichtet, uns stand eine stabile LAN Leitung zur Verfügung.
Wir haben in anständige Mikrofone gesprochen.
Michael in ein Shure MV7, ich in ein Rode NT1A mit einem Rodecaster als Mixer.
Wir saßen in einer guten Umgebung – also nicht in einem halligen Konferenzraum, waren alleine und hatten stabile Lichtverhältnisse. Ich hatte einen Kopfhörer auf – um Delay zu verhindern.

Wir haben etwa 10 Minuten auf beiden Plattformen verbracht. Wir haben lokal aufgezeichnet. Die Interviewsituation war sowohl auf Zoom als auch auf Riverside visuell vergleichbar. Wir konnten uns also live sehen, es wurde nicht nur Audio, sondern auch Video aufgezeichnet. Mit einem Klick startete das Recording. Keine große Sache.

Das Onboarding auf beiden Plattformen ist optimal. Es wird ein Link verschickt und wir können uns einwählen. Wir müssen kein Programm runterladen, wenn wir den Link als Gast erhalten. 

Und nun zu den erstaunlichen Ergebnissen: Die Audio- und Videoqualität

Hier erwartete mich die größte Überraschung.
Die Tonqualität auf Zoom war mit der von Riverside vergleichbar.

Das hätte ich nie gedacht. Ich habe keinen Unterschied gehört.

Die Videoqualität unterscheidet sich jedoch sehr. Zoom bietet den Export eines gemischten Videos in HD Qualität (1280×720).

Zoom stellt aber nicht einmal sicher, dass tatsächlich in HD übertragen wird. In den meisten Fällen wird unter HD übertragen – und keiner merkt’s.

Riverside hingegen hat sich zu einem Videostudio entwickelt.

Riverside-Studio


Wir können Videos bis zu einer brillanten Auflösung von 4K abrufen. (Auch wenn die meisten Kameras liefern kein 4K liefern. Egal. Besser mehr haben, als brauchen).
Darüber hinaus bietet Riverside viele weiteren sinnvollen Features im Videobereich.

Wir können uns das Videoformat aussuchen.
Querformat in 16:9 für YouTube.
Hochformat 9:16 für Reels, Shorts und TikTok.
Oder Quadrat 1:1 zum Beispiel für den Instagram-Feed. Riverside setzt die Bildformate automatisch zusammen und exportiert diese.

Die Benutzerfreundlichkeit

Auf beiden Plattformen top und recht intuitiv zu verstehen.

Riverside hat gerade ein großes UX-Update bekommen und ist noch intuitiver geworden.

Bei Zoom gibt es wenig Möglichkeiten Einstellungen für Videoaufnahmen zu individualisieren, also auch recht einfach. Hier sollten wir nur unbedingt darauf achten, die Aufnahme lokal zu Speichern und nicht in der Cloud. Somit vermeiden wir Probleme, die aufgrund von Internetschwankungen entstehen können.
Nachtrag: Da liege ich nicht ganz richtig. Bei Zoom werden Netzschwankungen direkt mit aufgezeichnet, weil quasi das Live-Signal aufgezeichnet wird. Riverside hingegen fügt zwei lokale Browser-Speicher online zusammen und ist damit deutlich sicherer gegen Netzschwankungen.

Multi-Channel-Aufnahmen?

Noch eine Überraschung für mich. Gibt es tatsächlich bei beiden.

Bei Riverside keine Überraschung.

Bei Zoom war ich verwundert. Es wurden zwei, drei Audiodateien ausgeliefert. Eine Mix-Datei, zwei Einzelspurdateien. Damit hatte ich nicht gerechnet.

Tools für die Postproduktion

Zoom verzichtet auf Tools für die Bearbeitung und die Postproduktion und bleibt seinem ursprünglichen Entwicklungsgedanken treu. Zoom ist eben kein Tool für professionelle Video- oder Audioaufnahmen. Die Recording-Funktion dient hier eher der Dokumentation.

Riverside erstellt automatisch Screen Snapshot. Also zufällige Bilder aus der Videoaufnahme, die wir für unsere Social Media Aktivitäten nutzen können. Tolle Service, super Idee.
Je nach Abo-Modell wird ein Transkript zur Verfügung gestellt, werden Untertitel generiert oder die Shownotes KI-basiert erstellt.

Riverside hingegen bietet hier einiges. Auch eine direkte Exportmöglichkeit in ein professionelles Schnittprogramm und weitere KI-basierte Tools.

specials

Habe ich erwartungsgemäß bei Zoom nicht entdeckt.

Bei Riverside gibt es noch das ein oder andere Special. So kann man den Teilnehmenden in Riverside bestimmte Rollen und Eigenschaften zuordnen. Teilnehmende können Host oder Gast sein, es gibt aber zum Beispiel auch die Funktion des Producers mit individuellen Rechten.

Fazit: Video Content macht den Unterschied

Zwei Erkenntnisse – und eine hat mich wirklich überrascht.

Erkenntnis I – Audio: Die Audioqualität bei einer Zoom-Aufnahme ist viel besser als angenommen und besser als ihr Ruf. Stimmen die Rahmendaten und die Einstellungen, sind hier wirklich gute Audioaufnahmen für Podcast-Interviews machbar. Ich würde hier kein Klavierkonzert mit einspielen, aber wir sprechen ja auch von einer Talksituation.

Erkenntnis II: Video Am Ende macht Video den Unterschied zwischen Zoom und Riverside. Dieser Unterschied ist allerdings so groß, dass es hier keine Frage gibt, mit welcher Plattform Video-Content produziert werden sollte. Da ist Zoom raus und Riverside.fm ein attraktives Tool.

Danke Sandra Holze für die Einladung in dein Interview. Die Einladung nehme ich sehr gerne an.
Besonders gerne auf Zoom. (Ich werde dir später das Interview mit Sandra hier verlinken).
PS: Sandra wusste übrigens nicht, was sie mit dem lapidaren Satz „Ich lasse mich gerne eines Besseren belehren!“ bei mir ausgelöst hat. 😉


Technik-Update mit Alex Wunschel

In einer weiteren Episoden meines Podcasts INTERVIEWHELDEN habe ich mich dem Thema ‚Zoom versus Riverside‘ gewidmet. Du findest die Episode ab SO 18.02.2024 bei Youtube und als Podcast.
Alex Wunschel ist zu Gast. Alex ist audiophiler Digital-Marketer und Podcast-Host und Produzent und hat Tipps, Tricks und technische Insights gegeben, wie wir am besten Remote-Interviews aufzeichnen.

  • Kopfhörer verwenden und Echo-Noise-Canceling-Filter deaktivieren, um eine bessere Rechnerperformance zu erhalten und Rückkopplungen auszuschließen
  • audio-geeignete Umgebung und gutes Mikrophon nutzen
  • Aufzeichnung auf Zoom kann sowohl lokal als auch in der Cloud erfolgen, das macht wenig Unterschied
  • In Zoom Aufzeichnung mit getrennten Spuren einstellen
  • In Zoom den „Origihaltin für Musik“ und „HIFI an“ einstellen, um es auch später im Call oben links zu aktivieren (siehe Fotos)

Update

Erstaunlich, wie schnell sich Geschichten weiterentwickeln.
Einen Tag nach Veröffentlichung meines Blogartikels finde ich bei Spotify ein wichtiges Update für einige der Features auf ‚Spotify for Podcasters‘.
„Das erste Update betrifft unsere Partnerschaft mit Riverside – wir freuen uns sehr, diese noch weiter vertiefen zu können.“ heisst es in einer Mitteilung von Spotify.
Am 8.02.2024 hat Spotify eine neue Integration veröffentlicht, mit der du deine Audio- und Video-Podcasts direkt auf der Spotify for Podcasters Website mit Riverside aufnehmen und bearbeiten kannst.
Du kannst dir Gäste für Remote-Interviews einladen, nimm präzise, transkriptbasierte Bearbeitungen an der Aufnahme vor und nutze die verschiedenen KI-Tools, um deine Inhalte zu optimieren, bevor du sie nahtlos über Spotify for Podcasters veröffentlichst.
damit wird Riverside für Podcaster:innen noch attraktiver.

Quellen:
https://www.podpod.com/article/1860900/spotify-podcasters-integrates-riversides-recording-editing-features-its-platform

https://podcasters.spotify.com/resources/learn/create/updates-to-spotify-for-podcasters

Tool-Alternativen und Hinweis

Mein Experiment ist ein rein redaktionelles Experiment und nicht von Zoom oder Riverside in Auftrag gegeben oder von Dritten in irgendeiner Form honoriert worden.

Es gibt natürlich noch weitere Tools, die für Remote-Interviews mit Audio- und / oder Video-Aufnahmen geeignet sind.

Studio Link

Ist ein deutscher Service für Audio Remote-Aufnahmen. Videoaufnahmen sind nicht enthalten. 

Zencastr

Kalifornisches Unternehmen für Audio- und Videoaufnahmen. 

OBS Studio mit VDO.Ninja

OBS Studio ist eine Open Source-Software und hat seine Ursprünge mit livestreams . Mit dem kostenfreien Webservice VDO.Ninja ist es möglich, Gäste dazuzuschalten. 

Squadcast

Audio- wie Video-Aufnahmen und direkte Nachbearbeitung innerhalb der Web-Oberfläche. 

Cleanfeed

Ein US-amerikanisches Programm für Audio- und Video-Aufzeichnung, das bereits mit einem Emmy Award for Outstanding Achievement in Engineering, Science & Technology presented by the Television Academy ausgezeichnet wurde. Gratulation!

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Tipps für Podcast-Interviews – Gib als Expert:in bessere Antworten in 2024

Tipps für Podcast-Interviews – Gib als Expert:in bessere Antworten in 2024

Erfolgreich als Gast: 7 unverzichtbare Tipps für Podcast-Interviews

Wer sorgt eigentlich dafür, dass ein Interview richtig gut wird?

Die Fragesteller:in, weil die spannendsten Themen angesprochen und die tollsten Fragen gestellt werden?
Oder der Gast mit den spannenden und super erzählten Geschichten?
Es sind natürlich immer beide, die dafür sorgen, dass es zu einem Interviewflow kommt und wir an den Lippen hängen.

In meinem vergangenen Blogartikel gab es sieben plus Tipps für alle Fragesteller:innen und Hosts, um die Episoden in 2024 noch besser zu machen.

Markus Tirok arbeitet an seinem Blogbeitrag Tipps für Podcast-Interviews


In diesem Blogartikel wechsle ich die Seite und wende mich explizit an die Interviewgäste.
Liebe Expert:innen – ich möchte heute sieben essenzielle Tipps mit euch teilen, die eure Interview-Performance auf das nächste Level heben.
Lasst uns ohne Umschweife in die Welt der optimalen Interview-Techniken eintauchen

1. Fasse dich kürzer

Oft neigen wir dazu, unsere Antworten zu wiederholen, vielleicht aus der Sorge heraus, nicht verstanden zu werden.
Doch diese Wiederholungen führen meist nicht zu mehr Klarheit.
Sie verwässern die eigentliche Antwort eher und ziehen ein Interview unnötig in die Länge.
Mitunter wirken sie wie Sprechdenken.

Stattdessen solltest du versuchen, deine Antworten häufiger kurz und prägnant zu halten.
Eine präzise, wohlüberlegte Antwort kann oft viel wirkungsvoller sein als ausufernde Erklärungen.
Dies fördert die Dynamik des Gesprächs und lädt auch zu interessanten Nachfragen ein und hält die Zuhörer:innen bei der Stange.

Eine plötzlich überraschende Antwort kann ein sehr schöne dramaturgisches Mittel sein.
Im übrigen zwingt uns der selbst auferlegte Fokus zu Präzision.

2. Überlege dir Anekdoten und Beispiele VOR dem Interview

Der Klassiker: du vermittelst einen wirklich guten und komplexen Gedanken im Interview und suchst nach einem Bild, einer Geschichte oder einem Beispiel.

Natürlich fallen uns genau in diesem Moment keine passenden Geschichten ein.

Doch ein gutes Beispiel oder eine passende Anekdote kann einen komplexen Sachverhalt greifbar machen und ist ein mächtiges Werkzeug, um die Zuhörerschaft zu fesseln.
Dabei ist es wichtig, dass die Geschichten authentisch und relevant sind.

Bereite Dich darauf vor, indem du vor dem Interview Beispiele sammelst, die deine Punkte untermauern.
Du weißt vorher noch nicht, was du sagen wirst?
Ich denke schon – deine Kernaussagen, deine Keymessages werden sich ja nicht ändern. du wirst sie immer wieder anführen. Daher lohnt es sich wirklich, für die grundsätzlich en Botschaften gute Beispiele, Vergleiche und Anekdoten parat zu haben.

Wenn du das Gefühl hast, immer wieder dieselben Geschichten zu erzählen, denke daran: Für viele in deiner Zielgruppe sind sie neu und aufschlussreich.

3. Wer bist du, was machst du und wie bist du dazu gekommen?

Die Aufforderung zur Selbstvorstellung ist ein Standard in vielen Podcasts, selbst all meine Anstrengungen konnten diesen doofen Einstief bisher nicht verhindern.

Ich gebe aber nicht auf.

Wir sollten uns also auf das Schlimmste gefasst machen.
Die Frage wird kommen.
Irgendwann trifft sie uns alle.

Dann können wir entweder genau so loosen, wie 80% aller Expert:innen oder wir sind gewappnet:
Anstatt eine „ausführliche Biografie des Grauens“ zu liefern, fokussiere Dich auf das Wesentliche: Wer bist du und was macht Dich besonders?

„Wer bist du, was machst du und wie bist du dazu gekommen?“

Das ist in 99% der Interviews der Anfang des Ende.

Wenn du mehr zu diesem wichtigen Thema erfahren möchtest – hier einige Hörtipps aus meinem Podcast:

„5 Wege deinen Gast vorzustellen“ Podcast vom 8.09.2021
„Anmoderation und Vorstellung des Gastes im Interview“ Podcast vom 1.6.2020
„Die Exitphase oder die Todesszone im Interview“ vom Podcast von 5.01.2020

Interviewhelden-Podcast auf Spotify

Interviewhelden-Podcast auf Apple Podcast


Eine effektive Selbstvorstellung soll drei Kriterien erfüllen:
Erstens sie soll kurz sein.
Zweitens sollte sie kurz sein.
Und bitte vergiss den dritten Aspekt nicht. Kurz – die Selbstvorstellung sollte kurz sein.

Stellen wir uns doch die Frage, was die Zuhörenden zu Beginn benötigen?
Eine klare Einordnung, wer da zu einem spricht und um was es geht. Fertig.

Ich liebe die Vorstellung von Jo Semola. Er ist Influenzer, ist mit Instagram bekannt geworden, als er anfing Brot zu backen.
Wie stellt sich dieser clevere junge Mann vor? „Hi ich bin Jo. Ich backe Brot!“

Was für eine wunderbare und wenig selbstverliebte Vorstellung.
Dazu sympathisch und humorvoll.
Ach ja – und kurz.
Das können wir auch.
„Hi ich bin Markus. Ich helfe bei guten Fragen und guten Antworten. Meistens für Interviews“
Voilá – das ist ein ungewöhnlicher Start und sofort sind wir im Gespräch.

Denk mal drüber nach.
Aber nur kurz.

Markus Tirok im Interview mit einem iXm Podcaster Mikrofon von Yellowtec

4. Sprich natürlich

Echtheit ist im Interview unglaublich wichtig.

Wenn du versuchst, zu formell oder zu akademisch zu klingen, verlierst du an Authentizität. Die Zuhörer:innen merken schnell, wenn du nicht natürlich sprichst.
Dann passieren zwei Dinge.
Man wird dir nicht mehr zuhören, denn meine Gedanken schweifen wie von selbst ab. Was läuft gerade noch neu bei Netflix? Oh…

Oder ich beginne deine Expertise in Frage zu stellen.

Wenn jemand auf „schlau“ macht, stimmt etwas nicht.
Vielleicht hat da jemand etwas zu verbergen. Ich werde skeptisch und bin raus.

Du wirst deine wertvollen Botschaften nicht mehr platzieren können. Der Versuch mich zu begeistern wird immer schwieriger.

Wann passiert uns das denn, dass wir uns unnatürlich anhören?
Besteht diese Gefahr nur für Anfänger und nicht so sehr für Expertinnen?
Ganz im Gegenteil.
Die Gefahr, als erfahrener Gast Inhalte abzuspulen ist immens.

Wenn dich deine eigenen Antworten im Interview beginnen zu langweilen, ist es schon zu spät. Das geschieht recht schnell, weil wir immer wieder die gleichen Botschaften senden.
Also Obacht – hier nicht in die Flugbegleiter:innen-Falle tappen.
Frag dich mal, warum wir im Flieger selten den Sicherheitsanweisungen folgen? Weil sie in einer Art und Weise runtergesungen werden, die uns kaum gestattet zuzuhören.

Erhalte dir also deine Persönlichkeit, deine Natürlichkeit auch wenn du zum 30 Mal die Geschichte von dem Seemann und der Insel als gutes Beispiel für deine Botschaft erzählst.
Es war einmal ein alter Seebär…

5. Bitte überrasche dein Publikum und deinen Host

Es lohnt sich, im Interview für unerwartete Momente zu sorgen.
Diese sind so rar gesät, dass jede Überraschung für einen besonderen Moment sorgt.

Wir können ehrlich sein: Interviews sind schon sehr vorhersehbar.
Da stellt jemand eine Frage, die direkt brav beantwortet wird.
Hin und her.

Mit dieser Erwartung dürfen wir brechen.
Dann beginnt das Interview Spaß zu machen.
Uns allen drei.
Dir als Expert:in, deinem Host und mir als dein Zuhörer.

Da traut sich jemand was.
Du widersprichst der Frage.
Du antwortest ganz kurz.
Du regst dich auf.
Du stellst eine Gegenfrage.
Wow – wie geht das jetzt aus? Die Frage stelle ich mir als Zuhörer.
Dann hast du alles richtig gemacht.

Solche Momente schaffen Aufmerksamkeit und machen das Interview lebendiger und einprägsamer.
du musst nicht provozieren (darfst es aber), sei nicht scheu, kreativ und ein wenig unkonventionell zu sein.

6. Notiere und überprüfe deine Botschaften

Vor jedem Interview solltest du Dir klarmachen: Was ist die Kernbotschaft, die du vermitteln willst?
Was sollen die Zuhörenden nach dem Interview wissen, was sie vorher nicht wussten?
Wa sollen sie können, was sollen sie machen, an das sie zuvor nicht gedacht haben?
Wie kannst du die Welt ein bisschen verändern?
Welchen Gedanken kannst du säen?

Überlege Dir vorab drei Schlüsselaussagen, die du unbedingt unterbringen willst, und suche dann gezielt nach Gelegenheiten im Gespräch, diese einzuflechten.
Diese Botschaften sollten relevant und wertvoll für Dein Publikum sein, damit sie resonieren und in Erinnerung bleiben.
Zieh es durch.

Platziere deine Botschaft.
Vielleicht hast du sogar einen Call-To-Action.
Benenne ihn!


Nach dem Interview gleiche ab, ob es dir gelungen ist, deine Botschaften zu platzieren. Ist es dir nicht gelungen, ergründe unbedingt woran es liegt.
Denn du sollst schließlich dein persönliches Interviewziel auch erreichen.

7. Überrasche deine Zuhörenden mit etwas ganz Persönlichem

Persönlich nicht über dich, sondern über die Zielgruppe oder über den Host.
Zeige, dass du Dich vorbereitet hast, indem du auf spezifische Details oder Ereignisse eingehst, die nur jemand kennen würde, der sich wirklich mit der Materie oder der Person auseinandergesetzt hat. Wenn du vor einer spezifischen Zielgruppe sprichst, adressiere Probleme oder Themen, die für sie von Bedeutung sind. Dies zeigt, dass du deine Hausaufgaben gemacht hast und schafft eine tiefere Verbindung zum Publikum. Meistens sogar einen überraschenden Moment.

Zusammenfassung der 7 Tipps für Podcast-Interviews:

  1. Sei präzise und vermeide unnötige Wiederholungen in deinen Antworten.
  2. Verwende aussagekräftige Anekdoten und Beispiele, um deine Punkte zu untermauern.
  3. Gestalte deine Selbstvorstellung kurz, interessant und relevant.
  4. Bewahre Natürlichkeit und Authentizität in deiner Sprechweise.
  5. Überrasche Dein Publikum durch kreative und unerwartete Elemente im Interview.
  6. Konzentriere Dich darauf, deine zentralen Botschaften klar und deutlich zu platzieren.
  7. Baue eine bewusste Verbindung zum Host und zur Zielgruppe auf, indem du zeigst, dass du Dich mit ihnen beschäftigt hast.
Markus Tirok mit analogem Notizbuch

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Podcasttipps: Der Neujahrs Check-Up für deinen Podcast

Podcasttipps: Der Neujahrs Check-Up für deinen Podcast

10 Podcasttipps für bessere Episoden in 2024

Markus Tirok Interviewhelden

In der Welt der Podcasts gibt es unzählige Geheimnisse und Kniffe, die den Unterschied zwischen einem guten und einem großartigen Podcast ausmachen können.
In meiner neuesten Podcast-Episode, teile ich mit dir sieben praktische Vorsätze, die jeden Podcaster und jede Podcasterin im Jahr 2024 unterstützen können.

Ich gehe auf verschiedene Aspekte ein: Von der Kunst des effektiven Teasings bis hin zur Bedeutung eines gut gestalteten Openers.
Ich spreche über den Druck der Regelmäßigkeit und wie eine Staffelproduktion und ein Redaktionsplan dir helfen können, besser im Flow zu bleiben.

Diese Episode ist mehr als nur eine Ansammlung von Ratschlägen; sie bietet dir Einblicke und Anregungen, wie du Deine Zuhörer besser einbinden und deinen Podcast interessanter gestalten kannst.
Egal, ob du gerade erst anfängst oder schon länger dabei bist, diese Tipps können dir helfen, deine Fähigkeiten zu verfeinern und deine Begeisterung für das Podcasting zu vertiefen.

Hier die Zusammenfassung meiner TOP 10:

Podcasttipps für Anfänger und Profis

1. Regelmäßiges Podcasting und Staffelproduktion

Die Bedeutung von Regelmäßigkeit kann nicht genug betont werden. Es hilft, eine treue Zuhörerschaft aufzubauen und sorgt für eine stetige Präsenz in den Feeds deiner Hörer. Überlege dir einen realistischen Veröffentlichungsplan, der zu deinem Lebensstil passt, und halte dich daran. Um den Druck zu verringern und gleichzeitig regelmäßig zu bleiben, kann die Produktion in Staffeln eine gute Lösung sein. \
Planung von Pausen zwischen den Staffeln gibt dir Zeit zum Aufladen und zur Vorbereitung neuer Inhalte. \Dieses Modell bietet Struktur und Flexibilität. Ich werde es dieses Jahr erstmals ausprobieren und später berichten.

2. Frag mal die Community – aber erwarte nicht zu viel

Es geht um interaktive Themenfindung: Nutze deine Community, um Themenideen zu sammeln. Frage deine Zuhörer auf Social Media oder in deinem Podcast direkt nach ihren Interessen und Vorschlägen. Dies fördert die Interaktion und sorgt mitunter für coole Themenvorschläge. Denn obwohl wir alle Expert:innen in unseren Bereichen sind, gibt es immer mal wieder Aspekte, die wir noch nicht im Blickfeld hatten.

Markus Tirok auf Instagram

3. Effektiver Teaser

Ein guter Teaser am Anfang deines Podcasts sollte kurz und prägnant sein. Er sollte die Neugier wecken und einen starken Eindruck hinterlassen, ohne zu viel vorwegzunehmen. Ein einziger, starker Satz oder eine interessante Frage kann oft ausreichen. Meine Beobachtung: Viele überfrachten ihre Teaser. Dann erreichen wir das Gegenteil. Dann wird es gar nicht spannend, sondern unübersichtlich. \
Schau mal kritisch auf deinen Teaser. Hast du überhaupt einen? 😉

4. Optimiere deinen Opener

Überprüfe, ob dein Opener (die Einführungsmusik und -ansage) zu lang oder zu werblich ist. Ein kurzer, ansprechender Opener zieht die Zuhörer an, ohne sie zu langweilen oder zu überfordern. Er sollte maximal die Essenz Deines Podcasts einfangen und zum weiteren Zuhören anregen. Vielleicht reicht aber auch nur der Podcastname. \
In meinem Opener stellt der Sprecher mich dazu noch vor. Ich mag diesen Einstieg. Ist vielleicht ein bisschen 1990er. ;-)\
Achte darauf, dass die Lautstärke des Openers und der restlichen Podcast-Elemente gut ausbalanciert ist. Zu laute oder zu leise Abschnitte können störend wirken. Eine gleichmäßige Lautstärke sorgt für ein angenehmes Hörerlebnis. Check das mal in deinem Schnittprogramm.

5. Redaktionsplanung

Ein gut durchdachter Redaktionsplan kann dir helfen, Themen und Inhalte im Voraus zu planen. Dies ermöglicht es dir, deine Inhalte strategisch zu gestalten und sicherzustellen, dass du eine Vielfalt an Themen abdeckst. Außerdem verhindert ein Redaktionsplan den Zwang zur Kreativität. Sich vor jeder Aufnahme immer wieder ein Thema zu überlegen, kann richtig stressen.
Ein Redaktionsplan kann aber auch einengen. Übertreibe es also nicht mit der Planung.
Hier erinnere und verweise ich auf meine Neujahrsfolge mit Prof. Dr. Volker Busch und dem Thema der Zielbetäubung. Ich möchte nicht Schuld daran haben, dass du vor deinem Mikro eingeschlafen bist.

6. Persönlicher Podcast-Sprech

Dein Sprechstil sollte authentisch und persönlich sein. Sprichst du noch oder moderierst du schon? Mir fällt gerade bei erfahrenen Podcaster:innen auf, dass sie sich mitunter einen merkwürdigen Singsang angewöhnt haben. Hört sich vermeintlich professionell an. Ist es aber eigentlich gar nicht, sondern gekünstelt. Vorsicht vor dieser Sprech-Falle.

Podcastinterview mit Mikrofon

7. Präsenz und Verweise auf die Landingpage

Wo ist dein Podcast zu Hause? Hast du eine Landingpage auf der jede Folge zu finden ist? Das macht wirklich Sinn.
Stelle sicher, dass dein Podcast auf allen relevanten Plattformen verfügbar ist, um eine breite Zuhörerschaft zu erreichen. Verweise in deinem Podcast aber regelmäßig auf deine Landingpage, um Hörer auf zusätzliche Inhalte, Ressourcen oder Produkte aufmerksam zu machen. Dies erhöht den Traffic auf deiner Website und fördert die Interaktion mit deinem Publikum.

8. Dein Podcast-Trailer

Du kennst den Unterschied zwischen Teaser und Trailer? Der Teaser ist das erste, was ich in deiner Episode höre. Es kann ein Ausschnitt aus dem Podcast sein. Meistens sehr auf den Punkt gebracht, um Spannung aufzubauen. Dauert etwa 20 Sekunden.

Der Trailer bezieht sich nicht auf eine Episode, sondern auf deinen Podcast als Gesamtwerk. Er wird bei Spotify und bei Apple Podcast meist in der Nähe der Bewertung und des Podcastnamens angezeigt. Hier erzählst du kurz und spannend, was du in deinem Podcast machst. Was für einen Nutzen er bringt. Wer du bist, an wen du dich richtest.
Kenne ich deinen Podcast noch nicht, ist es häufig das Erste, was ich anklicke, um mir einen ersten Eindruck zu verschaffen.
Dann entscheide ich – ich höre dir zu oder bin gleich wieder weg.

Podcasttipps Trailer auf Spotify und Apple Podcast als

Also ein ziemlich wichtiger Punkt in unserer Hörer:innen-Journey.
Hast du einen Trailer? Ist er so gut, dass er mich sofort überzeugt? Wenn nicht – nimm ihn dir mal vor.

9.Template für Shownotes

Erstelle ein standardisiertes Template für deine Shownotes. Dies spart Zeit und stellt sicher, dass alle wichtigen Informationen wie Zusammenfassungen, Links und Kontaktdaten konsequent bereitgestellt werden. \
Ein gut strukturiertes Template hilft auch deinen Zuhörern, schnell die gewünschten Informationen zu finden.
Einmal angelegt, wird es dir bei jeder Veröffentlichung Freude bereiten. Ich weiß, wovon ich spreche…

10. Inspiration durch andere Podcasts

Höre regelmäßig andere Podcasts, um dich inspirieren zu lassen. Dies kann neue Ideen für Inhalte, Formate oder Sprechstile liefern. Es hilft auch, aktuelle Trends im Podcasting zu verstehen und deinen eigenen Podcast entsprechend anzupassen oder zu verbessern.

Meine zwei Neuentdeckungen für 2024:
Kunst Verbrechen – ein Truecrime-Podcast von NDR Kultur. Großartig erzählt.

Gehirn Gehört – Der Psycho Podcast, der Wissen schafft mit Prof. Dr. Volker Busch

Podcastcover vom Interviewhelden Podcast von Markus-Tirok

Ich hoffe, ich konnte dich für einen persönlichen Check-up zum Jahresbeginn inspirieren.

Du kannst dir das auch alles von mir persönlich in meinem Podcast erzählen lassen. Interviewhelden heißt der.

Auf Apple Podcast

Auf Spotify

Und nun? Jetzt empfiehlst du meinen Blogartikel an eine Freundin oder einen Freund, die auch einen Podcast produzieren, damit ihr gemeinsam noch besser werden könnt.

Danach bitte noch meinen Newsletter abonnieren. Ein Stück weiter unten.


Tipps für Podcast-Interviews – Gib als Expert:in bessere Antworten in 2024

Wirst du als Expert:in und Gast in Interviews eingeladen?

Dann lies unbedingt meinen dazugehörigen Blogartikel, wie du noch bessere Interviews geben kannst, um neue Kontakte, Follower, Leads und Kunden durch das Interview zu bekommen.

Beststeller-Autor, Podcaster und Neurowissenschaftler Prof. Dr. Volker Busch im Gespräch mit Markus Tirok

Beststeller-Autor, Podcaster und Neurowissenschaftler Prof. Dr. Volker Busch im Gespräch mit Markus Tirok

Teil 2: Die Kunst des Nichtstuns. Über die Bedeutung von Leerlauf für unser Gehirn, Langeweile und Kreativität

Ein große Interview zum Jahresbeginn – als Podcast und als Bloginterview

Im ersten Teil meines Interviews mit Prof. Dr. Volker Busch, dem renommierten Bestseller-Autor, Podcaster, Psychiater und Neurowissenschaftler, haben wir uns intensiv mit dem Thema Neujahrsvorsätze auseinandergesetzt. Ich habe von Prof. Busch wertvolle Einsichten darüber erhalten, wie Überplanung und Zielbetäubung uns oft im Weg stehen und wie wichtig es ist, konkrete Schritte in Richtung unserer Ziele zu unternehmen. Falls du diesen informativen ersten Teil noch nicht gelesen hast, empfehle ich dir, damit zu beginnen.

Jetzt, im zweiten Teil meines Gesprächs mit Prof. Busch, wende ich mich einem ebenso wichtigen, aber oft übersehenen Thema zu: der Rolle von Langeweile und Kreativität in unserem Leben. Wir diskutieren, wie die ständige Handynutzung unsere Fähigkeit zur Kreativität und zur Bewältigung von Langeweile beeinflusst. Prof. Busch gibt mir Einblicke, wie wichtig es ist, Momente der Stille und des Nichtstuns zu schätzen und wie diese zur Steigerung unserer geistigen Leistungsfähigkeit beitragen können. Bereite dich darauf vor, mit mir tiefer in die Thematik einzutauchen und zu erfahren, wie du dein Gehirn auf neue und produktive Weisen nutzen kannst.


Prof Dr Volker Busch

Prof. Dr. Volker Busch, seit fast zwei Jahrzehnten aktiv, vereint seine Rollen als Arzt, Wissenschaftler, Autor und Redner mit seiner Leidenschaft für die Neurowissenschaft. Er führt eine Forschungsgruppe an der Universität Regensburg, konzentriert sich auf die Verbindungen zwischen Stress, Schmerz und Emotionen und bietet therapeutische Unterstützung. Parallel dazu vermittelt er sein Wissen durch Vorträge, Seminare und Publikationen, um anderen zu Gehirngesundheit und Motivation zu verhelfen, wobei er eine besondere Synthese aus Theorie und Praxis schafft.

Er ist Podcaster mit „Gehirn gehört“ und Spiegel-Bestseller-Autor.

Foto: Oliver Betke


Das Nichtstun stellt uns vor eine große Herausforderung, der Langeweile.

Markus Tirok Bei einem meiner Neujahrsvorsätze wäre der erste Schritt, nichts zu tun. Denn tatsächlich möchte ich mehr Ruhephasen in meinem Leben haben. 

Prof. Busch Das gehört übrigens zu den Top Five, der aktuell häufigsten Neujahrsvorsätze.

Markus Tirok Aber auch das Nichtstun stellt uns Menschen vor eine besondere Herausforderung, der Langeweile.

Prof. Busch Das halte ich  ehrlich gesagt für eine Illusion, dass man glaubt, Glück im Nichtstun zu finden. 

Ich finde zwischenzeitliche Langeweile extrem wichtig, seinen Gehirn die Chance zu geben, Dinge zu verarbeiten und insbesondere wenn man kreativ arbeitet. Wir brauchen auch mal Leerlaufphasen am Tag, in denen wir bewusst das Handy  weglegen, eine halbe Stunde spazieren gehen, offline sind. 

In solchen punktuellen Momenten ist das Nichtstun Gold wert. 

Aber dass man sich generell vornimmt, weniger zu machen, weniger kennenzulernen, weniger zu lernen, weniger zu erfahren, das ist eine Verzichtsethik, die ist neurobiologisch unsinnig.

Das menschliche Gehirn strebt immer danach, sich neue Welten zu erschließen. 

Gucken wir es bei unseren Kindern an:  Da sehen wir es in der Reinform. 

Sie können aus gutem Grund mit Langeweile nicht gut umgehen, weil sie auf Erfahrungen machen ausgelegt sind. 

Sie erfahren Glück in Form von neuen Erlebnissen. Das ist prinzipiell bei uns Erwachsenen auch so.

Wir erleben Glück immer durch das Erfahren, durch das Machen, durch das Tun und durch das Neue.

Und das ist das Erstrebenswerte. 

Insofern sich vorzunehmen, weniger zu machen und stattdessen mehr in der Hängematte zu liegen und zu dösen, ist, glaube ich, kein sinnvoller Neujahrsvorschlag.

Markus Tirok - Moderator

Markus Tirok Viele Menschen vermeiden Langeweile sehr bewusst, da entsteht kein Leerlauf im Alltag, da ist keine Zeit für Raum.

Vor was haben wir denn Angst?

Prof. Busch Der Punkt ist, dass wir in dem Umgang mit dieser Reizflut und Informationsüberladung natürlich einen ständigen Input an Informationen gewöhnt sind. 

Das erzeugt fortwährende Kicks im Belohnungssystem unseres Gehirns. Das können wir  sogar messen. 

Das sind sogenannte Instant Gratification. Also kurzfristige Belohnungen. Das sind kleine Dopamin-Duschen, so nenne ich es in meinem Buch beispielsweise. 

Daran gewöhnt man sich. 

Man wird vielleicht noch nicht unbedingt süchtig und abhängig davon, aber man gewöhnt sich dran. Wenn das jetzt plötzlich wegfällt, weil ich mal offline bin, zehn Minuten an der Straßenbahnhaltestelle oder in einem Café oder abends auf der Couch, dann fühlt sich das wie ein Entzug an und damit unangenehm. 

Diesen Impuls können wir kaum aushalten. 

Deswegen ist der impulsive Griff sofort zum Handy wieder da. 

Das finde ich in der Tat auch sehr schade. 

Ich gehe sogar noch einen Schritt weiter. Ich finde es bedenklich, weil ich natürlich als Psychiater oder als Hirnforscher weiß, dass solche Zustände, solche Verzichtsmomente, wenn sie für 10 Minuten, eine viertel oder halbe Stunde stattfinden, uns mehr schenken als wir uns nehmen. Weil in solchen Momenten, und zwar nur in solchen Momenten, ein bestimmtes Netzwerk hochgefahren wird, das sogenannte Default Mode Network – ein Ruhezustand-Netzwerk, so könnte man es übersetzen.

Das ordnet unsere Gedanken. 

Es konsolidiert das zuvor Gelernte. Es verknüpft die Informationen. Es denkt assoziativ. 

Da planen wir, da kommen wir auf gute Ideen. 

Das passiert eben nicht, wenn wir stattdessen konsumieren, also wenn wir wieder ins Handy gucken. 

Insofern sind solche Momente  wichtige Entwicklungsmomente und die sollten wir nicht rauskürzen aus unserem Alltag.

Markus Tirok Tatsächlich ist ja das Verhindern von Langeweile  eher eine tatsächliche Bedrohung unserer kreative Leistung, auch dazu gibt es eine umfassende Studie.

Wenn wir darüber doch bescheid wissen und selbst die Erfahrung machen, dass die besten Ideen nicht am Schreibtisch entstehen, warum nutzen wir diese Wissen nicht viel konstruktiver und systematischer?

Prof. Busch Na ja, es ist im Prinzip ähnlich wie beim Snickers oder bei einem Twixx. Wir wissen auch, dass zu viel davon nicht gut ist und dass vielleicht Stangen-Sellerie oder eine Mohrübe angebrachter wäre. Aber wir greifen trotzdem beliebig zu Süßigkeiten, wenn sie vor uns liegen. 

Die unmittelbare Hinwendung zu einer Information, also nach dem Handy zu greifen, eine Nachricht zu lesen, unseren Newsfeed durchzuscrollen, ist immer belohnender in der Sekunde, wo es stattfindet, als das Smartphone wegzulegen und sich der Langeweile für einige Momente hinzugeben und dann hinten raus eine gute Idee zu haben. 

Das ist nach hinten raus dann wiederum auch belohnend, zum Beispiel nach einer Stunde, weil man glücklich ist, eine Lösung für ein Problem gefunden zu haben und glücklich ist über den Einfall, den man hatte. 

Aber im unmittelbaren Moment ist der Griff zum Handy belohnender, genau wie der Griff zur Schokolade. 

Sie freuen sich, wenn sie eine Diät aufrechterhalten, freuen sie sich nach hinten raus, dass sie es nach einer Woche geschafft haben, ein Kilo abzuspecken. Aber im unmittelbaren Moment, wo sie umringt sind von Lebkuchen und Schokolade, ist der Griff dahin belohnender als der Diäterfolg in einer Woche.

Genauso ist es bei Informationen auch. Das hält uns davon ab, diese Momente, diese Freiräume zu bewahren. Das Nichtstun. 10 Minuten, Viertelstunde. Weil immer etwas da ist in unserer Umwelt, was uns sofort wieder einen Kick gibt, eine Belohnung und uns ermöglicht, zum Handy zu greifen.  

Deswegen gibt es diese Momente weder an eine Straßenbahnhaltestelle heutzutage, noch auf der Couch oder sonst wo. Diese Momente sind selten.

Wie machen wir es besser?

Zwei Dinge. Der erste Punkt ist etwas hart. 

Ich muss die Verfügbarkeit drastischer reduzieren. 

Prof. Dr. Volker Busch
Prof Dr Volker Busch

Markus Tirok Wie lernen wir es denn wieder, den Gewinn nach hinten raus viel stärker wahrzunehmen und uns darauf einzulassen?

Prof. Busch Zwei Dinge. Der erste Punkt ist etwas hart. 

Ich glaube, ich muss die Verfügbarkeit drastischer reduzieren. 

Wir müssen in bestimmten Momenten die Verfügbarkeit der Informationen reduzieren. Soll heißen, wenn meine Kinder am Schreibtisch Hausaufgaben machen sollen und ich möchte als Papa, dass sie sich auf das Lernen  konzentrieren, muss ich ihnen die Handys in dieser Zeit wegnehmen. 

Wenn ich selber auf der Couch abends eine Serie genießen will, einen schönen Film schauen möchte und tief in die Story versinken möchte, dann muss ich selber das Handy weglegen oder es ausmachen, damit ich gar nicht erst versucht bin zuzugreifen. 

Denn es ist zu viel verlangt, es nicht zu tun, wenn es unmittelbar vor mir liegt. 

Genauso analog zum Schokoriegel. 

Wenn der Riegel sichtbar neben mir liegt, kann man von niemandem verlangen, dass man nicht zugreift. Wer eine Diät macht, darf keine Schokolade kaufen bzw. muss sie unverfügbar machen.

So ist es hier auch. In bestimmten Momenten muss sich die Disziplin mitbringen, das Handy weniger verfügbar zu machen. 

Das ist der erste Schritt. 

Nur dann kann ich überhaupt solche Momente auch wieder erfahren und genießen.

Der zweite Schritt ist, dass ich mir am Ende des Tages selber ein Feedback gebe. 

Hey, was hast du heute alles Tolles erlebt und dadurch erfahren, dass du nicht jede Minute am Handy warst? Was hast du für einen Gedanken heute mal klug durchdacht? Welches Problem hast du gelöst? Wen hast du Interessantes kennengelernt? Welche Fernsehserie hast du genossen? Was hast du, als du die Zeitung gelesen hast, jetzt viel besser verstanden, weil du dich in Tiefe darauf konzentriert hast? Was war dein Lernerfolg heute am Schreibtisch? 

Die guten Dinge sich klarmachen, die dadurch entstanden sind, dass man mal konzentriert, vertieft in etwas versunken ist. 

Das hilft einem für das nächste Mal.

Prof Dr Volker Busch

Kommen Sie mit Langeweile klar?

Ja – ich ertrage die Langeweile sehr gut.

Prof. Dr. Volker Busch

Markus Tirok Zwei persönliche Fragen abschließend zu diesem wunderbaren Gespräch, Ertragen Sie Langeweile?

Prof. Busch Ja, ich ertrage sie gut. 

Aber auch hier muss man wirklich unterscheiden. 

Das war eingangs unseres Gespräches mir schon wichtig. 

Langeweile punktuell in einem stressigen Alltag, der auch bei mir viel mit Kommunikation und Reizflut zu tun hat. Da hat er seine Bedeutung. Da versuche ich auch ganz bewusst Freiräume zu lassen. 

Und mittlerweile kann ich das sehr, sehr gut. 

Ich kann mich voll in diese Momente fallen lassen, weil ich weiß, die Welt dreht sich auch ohne mich fantastisch weiter. 

So wichtig bin ich nämlich nicht. 

Das ist ein sehr entlastendes Gefühl. 

Ich habe also keine Angst, etwas zu verpassen. 

Die meisten Menschen, die ich da begleiten, betreuen darf, erleben, dass auch ihre Angst, etwas zu verpassen, in der Regel nicht gerechtfertigt ist. 

Das kann wohltuend sein, dass man mal nicht selbst der Mittelpunkt von allem ist. 

Also ich brauche das für meinen täglichen Alltag, auch meine Patienten Geschichten verdauen zu können sehr, sehr wohl. 

Aber der andere Punkt wäre gefährlicher. Wenn ich merke, dass mir anhaltend langweilig ist über Wochen, dann wäre das ein Zeichen für Unterforderung. Das wäre nicht günstig.

Markus Tirok Abschließend die Frage: Nehmen Sie sich etwas vor für das kommende Jahr?

Prof. Busch Oh ja, ganz viel. 

Eine Sache ist privat, da möchte ich nicht drüber reden. 

Die andere Sache, hat mit meinem Job zu tun. 

Ich habe ja ein neues Buch geschrieben. „Kopf hoch!“ wird es heißen, das kommt am 1. März. 

Es war sehr, sehr viel Arbeit. Ich habe da sehr lange dran gesessen, über eineinhalb Jahre. Es geht um das vorherrschende Gefühl unserer Zeit, die Unsicherheit in unserer Bevölkerung aufgrund der wirtschaftlichen politischen Instabilität. Wie gehen wir damit um? Was macht das mit uns? Und wie können wir wieder Zuversicht für die Zukunft entwickeln? Es ist  ein sehr, sehr spannendes und auch sehr lustiges Sachbuch geworden. 

Es ist eine Zeit-Diagnose, mit der ich mich beschäftige. Das war sehr tief und es hat mich schon sehr gefordert. Ich bin ehrlich gesagt auch froh, dass ich es jetzt abgeben durfte, vorletzte Woche übrigens. Und ich habe mir vorgenommen, fürs nächste Jahr dann mal nicht mit einem neuen Buch zu beginnen, sondern das Buch „Kopf hoch!“ einfach auch auszukosten und zu leben und zu gucken, ob die Menschen es annehmen, zu genießen und diesbezüglich ja mal wegzukommen.

Markus Tirok  Ganz herzlichen Dank für dieses wunderbare Gespräch.

Prof. Busch War mir eine große Freude. Vielen, vielen Dank. Alles Liebe. Bleiben Sie gesund

Das Interview wurde im Dezember 2024 als Podcast-Interview online geführt und aufgezeichnet.


Der Spiegel Bestseller – Buch „Kopf frei“

Im März 2024 erscheint ein neues Werk von Prof. Dr. Volker Busch: Buch „Kopf hoch“

Podcast „Gehirn gehört – Der Psycho Podcast der Wissen schafft“ von und mit Prof. Dr. Volker Busch“


Das gesamte Interview gibt es auch als Podcast-Epsiode.

Zum Interviewhelden-Podcast geht es hier – bitte klicken


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Beststeller-Autor, Podcaster und Neurowissenschaftler Prof. Dr. Volker Busch im Gespräch mit Markus Tirok

Beststeller-Autor, Podcaster und Neurowissenschaftler Prof. Dr. Volker Busch im Gespräch mit Markus Tirok

Teil 1: Von Zielen, Zielerreichung und Zielbetäubung zum Jahresbeginn 2024

Ein Interview zum Jahresbeginn über gute Ziele, Vorsätze und wie wir wirklich ins Handeln kommen

Zum Jahresbeginn gibt es keinen besseren Zeitpunkt für deine Inspiration und frische Perspektiven.

In meinem neuesten Blogartikel teile ich ein tiefgründiges Gespräch mit Prof. Dr. Volker Busch, das dich in die Welt der Neujahrsvorsätze, Willenskraft und Zielsetzung entführt.

Als Interviewer stelle ich Fragen, die uns allen am Herzen liegen: Warum scheiterst du so oft an deinen guten Vorsätzen? Was sind die psychologischen Fallstricke bei der Umsetzung deiner Ziele?

Die Antworten von Prof. Busch sind nicht nur aufschlussreich, sondern auch ungemein praxisnah und mit zahlreichen wissenschaftlichen Erkenntnissen untermauert.

Wenn du also auf der Suche nach Motivation und Strategien bist, um deine Ziele für das neue Jahr zu erreichen, dann ist dieses Interview ein Muss. Tauche mit mir in die faszinierende Welt der Neurowissenschaft ein und entdecke, wie du dieses Jahr deine Vorsätze wirklich in die Tat umsetzen kannst.


Prof. Dr. Volker Busch, seit fast zwei Jahrzehnten aktiv, vereint seine Rollen als Arzt, Wissenschaftler, Autor und Redner mit seiner Leidenschaft für die Neurowissenschaft. Er führt eine Forschungsgruppe an der Universität Regensburg, konzentriert sich auf die Verbindungen zwischen Stress, Schmerz und Emotionen und bietet therapeutische Unterstützung. Parallel dazu vermittelt er sein Wissen durch Vorträge, Seminare und Publikationen, um anderen zu Gehirngesundheit und Motivation zu verhelfen, wobei er eine besondere Synthese aus Theorie und Praxis schafft.

Er ist Podcaster mit „Gehirn gehört“ und Spiegel-Bestseller-Autor.

Foto: Oliver Betke


Silvester ist kein schlechter Zeitpunkt für gute Vorsätze

Markus Tirok Prof. Busch, ich sehe mich schon in der Silvesternacht große und sehr konkrete Pläne für das kommende Jahr schmieden: mehr Sport, gesünder Essen, weniger arbeiten und mehr Ruhephasen – um mal meine Top 4 zu nennen. Wie beurteilen Sie als Wissenschaftler meine Chancen, dass ich diese Ziele überhaupt erreiche?

Prof. Busch Ich weiß nicht, ob Sie wirklich abnehmen müssten, aber viele formulieren das in der Tat als Wunsch. 

Das Abnehmen gehört immer noch unter die Top 10 der häufig genannten Wünsche, also weniger zu essen und sich gesünder zu ernähren und mehr Sport zu treiben. 

In der Tat liegt ein häufiger Fehler darin, anzunehmen, dass man so viele Ziele auf einmal schaffen kann. 

Das ist der häufigste Grund, warum Neujahrsvorsätze misslingen, weil man sich zu viel vornimmt und man dann Mitte Januar merkt,  die Kraft und die Disziplin reichen gar nicht für so viele Vorhaben. Also besser wäre es, sich auf ein Ziel, maximal zwei Ziele zu konzentriert und  die mit ganzer Kraft verfolgt, anstatt zehn Stück parallel.

Markus Tirok Eine Studie zu Neujahrsvorsätze mit über 200 Probanden hat ernüchternde Erkenntnisse geliefert: Eine Woche nach Neujahr versuchten noch 97 Prozent ihre Vorsätze umzusetzen,  nach einem Monat nur 50 Prozent. 

Insgesamt haben 92 Prozent ihre Ziele nicht erreicht.

Prof. Busch Das ist sehr frustrierend. Das liegt gar nicht daran, dass das alles Schwachsinn ist, was wir uns überlegen. 

Aber wenn wir die Ziele zu hoch stecken sind oder wenn es zu viele  auf einmal sind, dann merken wir, dass wir es nicht schaffen. 

Willenskraft und Disziplin sind ganz erschöpfliche Ressourcen im menschlichen Gehirn. 

Wir können zwar sehr diszipliniert sein, uns etwas vornehmen und das mit sehr viel Kraft erreichen. 

Aber diese Kraft ist schnell aufgebraucht. 

Wenn wir im Alltag sehr viel Stress haben, wenn wir unsere Willenskraft für viele andere Dinge im Alltag verwenden, dann steht sie uns oft am Abend nicht mehr zur Verfügung – für unsere eigentlichen Ziele. 

Und dann kommt es dazu, dass wir wieder in alte Verhaltensmuster zurück kippen und dann ist die Diät oder was auch immer ganz schnell hinfällig.

Markus Tirok Ist denn Silvester ein wirklich schlechter Zeitpunkt, sich Ziele zu setzen?

Prof. Busch Nein, das ist in der Tat kein schlechter Zeitpunkt. 

Es wird oft so kolportiert, dass man sagt ‚Ach, immer die Silvester-Vorsätze.‘ Das stimmt wissenschaftlich aber nicht ganz. Denn es gibt  eine Untersuchung, die gezeigt hat, dass es clever ist, sich bestimmte Tage zu nehmen, an denen man beschließt, sein Verhalten zu ändern. 

Das muss jetzt übrigens nicht der erste Januar sein. Das kann auch ein anderes Datum sein, was für einen, eine persönliche Bedeutung hat. 

Aber prinzipiell aus den 365 Tagen bestimmte Tage zu selektieren, die einen gewissen Impact haben, ist sinnvoll, weil unser Gehirn das dann mit etwas Besonderem assoziiert. 

Sollten  wir es dann nicht schaffen, dann reden wir uns ein, müssen wir wieder ein Jahr auf diesen besonderen Tag warten. Das wollen wir natürlich vermeiden. 

Deswegen stimmt es, binden uns ausgesuchte Tage an unser Verhalten. 

Es ist also durchaus sinnvoll, dies zu nutzen.

Das Phänomen der Zielbetäubung

Es kann dazu führen, dass wir das Glück in dem Moment so stark empfinden, dass es sich kaum noch lohnt, überhaupt ins Tun zu kommen.

Prof. Dr. Volker Busch
Prof Dr Volker Busch

Markus Tirok Ich möchte heute mit Ihnen über ein Phänomen sprechen, dass ich selbst in diesem Jahr erlebt habe. 

Ich hatte ein großes Vorhaben, es ging um die Produktion eines großen Onlinekurses. Ich erstellte auf einem Zeichenblock einen komplexen Plan, mit allem Pipapo. 

Mein Masterplan: unterschiedlichen Farben, Zeitstrahlen, Symbolen, Zielbilder.  

Ich fühlte mich so richtig wie ein Architekt meiner Pläne. 

Ich war begeistert, hochmotiviert.

Um dann sechs Wochen später festzustellen, ich habe nichts davon umgesetzt. 

Das hat mich sehr irritiert, da ich von mir behaupten würde, ich bin ein grundsätzlich Umsetzer.

Aber hier ist es mir nicht geglückt.

Was ist passiert? 

Prof. Busch Also kurzfristig hatte ich das Gefühl, Sie reden aus meinem Leben. 

Wir kennen das alle, dass wir ein Ziel haben, das wir uns wirklich wünschen und das wir auch konkret vorbereitet haben. 

Und dann kommen wir nicht ins Tun, weil der erste Schritt unterbleibt. 

„Der erste Schritt überwindet immer die größte Distanz zu einem Ziel.“

Es gibt so eine schöne Redensart, die besagt „Der erste Schritt überwindet immer die größte Distanz zu einem Ziel.“ 

Dieser erste Schritt ist deswegen wichtig, weil wir in Aufbruchstimmung kommen. 

Unser Gehirn empfindet Erfolg und damit auch Zuversicht oder Mut immer aus dem Handeln, niemals aus dem gedanklichen Vorbereiten. Das ist durchaus wichtig. 

Ein Plan hat eine immense Bedeutung. 

Also sich kopflos in was rein zu stürzen ist genauso falsch. Pläne sind extrem wichtig. 

Aber das Gefühl „Mensch, wir haben was geschafft und wir sind auf dem richtigen Weg“, das geht nur durch das Tun, durch das Machen. Deswegen ist der erste Schritt unverzichtbar. 

Und es ist wichtig, dass er relativ früh kommt, damit wir ins Handeln kommen. 

Denn dann erleben wir, wir sind auf dem richtigen Weg oder auch nicht.

Dann können wir den Kurs noch mal korrigieren. 

Aber wir sind in der Aktivität und das gibt uns Mut weiterzumachen.

Markus Tirok Prof. Busch, Sie haben den Begriff Zielbetäubung geprägt.

Dadurch, dass ich mir so viele Gedanken gemacht habe, dass ich den Plan so großartig aufgemalt habe, bin ich in eine Art Zielkoma gefallen. 

Ich kam eben nicht mehr ins Handeln. Ist das eine typische Gefahr?

Prof. Busch Sie ist häufig. 

Wir beobachten sie bei uns allen –  ich bei meinen Klienten, manchmal auch bei mir selber. 

Wenn wir etwas planen, akribisch möglicherweise, anderen davon erzählen, irgendwas aufschreiben, aufzeichnen, im Kalender organisieren, dann hat das für unser Gehirn schon ein gewisses Belohnungsgefühl.

Dieses Belohnungsgefühl kann sehr stark sein. 

Das kann uns regelrecht betäuben.

Es kann dazu führen, dass wir das Glück in dem Moment so stark empfinden, dass es sich kaum noch lohnt, überhaupt ins Tun zu kommen. Denn man hat ja die Belohnung schon im unmittelbaren Moment. 

Also klassisches Beispiel von mir selber: Als Student habe ich  häufig viel zu spät angefangen, für eine Prüfung zu lernen. Dann hat es mein Gewissen total beruhigt, wenn ich ein Wochenende lang nur einen Lernplan gemacht habe. Also wann fange ich mit Anatomie an, wann kommt Biochemie etc. Dieser Plan hat mich total befriedigt und ich hatte am Ende des Tages das Gefühl, wirklich etwas geschafft zu haben.

Das war natürlich eine totale Illusion, weil ich ja keinen einzigen Schritt weitergekommen bin mit dem Lernstoff selber. 

Aber es hat mich beruhigt und ich habe dann anderen davon ganz stolz in der Kneipe erzählt, dass ich heute einen Lernplan gemacht habe, der wäre sehr, sehr gut und geradezu genial. 

Es hat mich manchmal so betäubt, dass ich mir am anderen Tag erst mal eine Auszeit gegönnt habe, die ich eigentlich nicht verdient habe.

Und das beobachte ich als Psychiater heutzutage auch bei vielen meiner Klienten, die z.B. eine Diät planen, sich ein Kochbuch kaufen oder sich im Fitnessstudio anmelden, Kurse angucken und sich einen Trainingsplan schreiben, aber die irgendwie noch keinen Kilo verloren haben, die auch ihre Ernährung  nicht umstellen und dennoch ganz stolz sind, dass sie das jetzt geplant haben, davon anderen erzählen, aber trotzdem nicht weiterkommen. 

Man muss sich mit den Dingen beschäftigen. 

Nur durchs Machen erreichen wir was. 

Also lange Rede, kurzer Sinn: Wir alle kennen Zielbetäubung, die dadurch entsteht, dass wir uns gedanklich viel mit etwas beschäftigen, viel planen und das uns so einlullt und so belohnt, dass wir nicht ins Tun kommen.

Markus Tirok Ist es eine Art Überplanung?

Prof Busch Ja und ein Zeichen davon, dass wir uns gedanklich viel mit etwas beschäftigen. So viel, dass wir immer mehr denken, zerdenken, bedenken – aber nicht ins Machen kommen. 

Ich versuche meinen Klienten hier zu unterstützen: Plane, was du vorhast. Aber komm schnell ins Tun. Selbst wenn der erste Schritt nicht der größte ist.  Komm ins Handeln. Fang direkt an. Am besten jetzt sofort. 

Markus Tirok Warum ist der erste Schritt die größte Herausforderung?

Prof. Busch Sich zu bewegen bedeutet immer, eine Aktivierungsenergie in Gang zu setzen. Die erfordert, dass wir etwas an unserer Bequemlichkeit aufgeben. 

Also sprichwörtlich, aus der Komfortzone rauszukommen. 

Ein Lernplan zu schreiben bedeutet noch nicht aus der Komfortzone rauszukommen. Das ist die Schwierigkeit.

Markus Tirok im Podcastinterview

Ist es ein Kampf zwischen Mut und Angst?


Markus Tirok Geht es dabei auch um Mut? Dass wir Angst haben, es nicht zu schaffen? Bevor ich feststelle, dass ich es gar nicht schaffe, lasse ich es doch lieber von Beginn an.

Prof. Busch  Einmal ist es sicherlich die Bequemlichkeit, die Faulheit könnte man auch etwas härter formulieren. 

Denn der Mensch ist ein Gewohnheitstier und mag natürlich mit wenig Energie viel Effekt erzeugen. 

Deswegen neigen wir dazu, im Alltag mit möglichst wenig Veränderung auszukommen. 

Deswegen tendieren wir immer wieder dazu, die Dinge so zu machen wie immer. Also Bequemlichkeit, Faulheit, Gewohnheiten ist ein Grund. 

Ein anderer Grund können Ängste sein. Also emotionale Beweggründe, dass wir uns nicht trauen, in eine Richtung zu gehen oder dass wir uns unsicher sind, ob der neue, eingeschlagene Weg auch wirklich der richtige ist.Oder schlichtweg eine Ambivalenz. 

Aus dem Lateinischen heißt es übersetzt, dass zwei Dinge gleich viel wert sind. 

Das eine ist uns vielleicht gar nicht bewusst, aber das hält uns davon ab, einen Weg zu gehen. 

Ein klassisches Beispiel: ein Patient ist starker Raucher. Er hustet viel. Er macht einen Lungenfunktionstest und es zeigt sich, dass die Lunge angegriffen ist. Es wäre also biologisch gesehen sinnvoll, wenn er das Rauchen reduziert oder am besten ganz damit aufhört.

Jetzt hat der Patient eine Ehepartnerin, die ihn total nervt, ihm die ganze Zeit in den Ohren hängt, er müsse aufhören zu rauchen. 

Dieser Patient kommt dann zu mir, weil die Partnerin es sich wünscht. 

Er sitzt dann bei mir, bekommt von mir eine Aufklärung über das Rauchen. Ich zeig ihm den Test, den wir gemacht haben, mache ein Labor, versuche ihn dafür zu gewinnen, mit dem Rauchen aufzuhören –  und er macht es nicht. 

Da muss ich mir als Psychiater anschauen, was könnte denn der Grund sein? 

Vielleicht ist es hier eine Ambivalenz. 

Er hat verstanden, dass Rauchen für die Lunge nicht sinnvoll ist.

Also ein guter Grund durchaus aufzuhören, er ist ja nicht dumm.

Aber da ist vielleicht unbewusst der Wunsch, nicht das tun zu wollen, was die Ehepartnerin von ihm verlangt. 

Das kann wirklich ein Grund sein im Sinne von„Ich möchte autonom bleiben. Ich möchte selbstständig sein. Ich lasse mir nicht das auch noch kaputt-reden.“ 

Es kann sein, dass man darauf bewusst gar keinen Zugriff hat.

Diese Ambivalenz, dieses Widerstreiten zweier Dinge im Gehirn, kann einen regelrecht lähmen und dazu führen, dass man nichts verändert – über Jahre lang. 

Wie kann nun die erfolgreiche Umsetzungs-Strategie aussehen?

Weil wir nur eine begrenzte Menge an Willenskraft zur Verfügung haben gehört am Anfang die sorgfältige Zielprüfung dazu.

Prof. Dr. Volker Busch

Markus Tirok Lassen Sie uns nach Strategien suchen, die uns vor dieser Zielbetäubung schützen. Also wie sehr plane ich? Wann muss ich anfangen? Wie muss ich weitermachen? Wie ist denn da die richtige Strategie, wenn es die überhaupt gibt?

Prof. Busch Der letzte Satz war, glaube ich, ein entscheidender. 

Die Strategie, die für alle gilt, gibt es nicht. 

Genauso gibt es kein Bewegungsprogramm, was für alle günstig ist. Eine Diät, die für alle passt.  

Man kann trotz allem ein paar Kriterien aufstellen, die für die meisten funktionieren. 

Womit ich sehr gerne arbeite, ist in der Zielprüfung am Anfang. 

Das heißt, ich gehe mit meinen Klienten durch, ob das Ziel wirklich etwas ist, für das sie brennen. 

Heute beobachten wir, dass wir nicht zu wenige Ziele haben, sondern die meisten von uns viel zu viele Ziele. 

Wir nehmen uns viel zu viele Dinge vor, weil wir umringt sind von Möglichkeiten, Optionen, die uns andere vorleben. In dieser sozial sehr transparent gewordenen Welt, Stichwort Digitalisierung, kriegen wir ständig vorgelebt, was andere alles können, erreichen, gemacht haben. Das setzt sich bei uns natürlich auch in Form von unbewussten Wünschen fest. Aber wenn man im Kopf den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht und man hat tausend Ziele, dann erreicht man nichts.

Weil wir nur eine begrenzte Menge an Willenskraft zur Verfügung haben gehört am Anfang die sorgfältige Zielprüfung dazu. Sich zu überlegen „Was ist mir wirklich wichtig und was sind vielleicht nur Ziele, die mir hier ein anderer ins Ohr hustet, die ich irgendwo gelesen habe, aber die ich eigentlich im Herzen gar nicht will?“ 

Das ist nicht demotivierend, sondern die Grundvoraussetzung, dass man die Ziele selektiert, die einem wirklich wichtig sind.

Die meisten widmen sich dieser Sache nicht, weil sie es als vertane Zeit empfinden, weil es anstrengend ist und in der Tat ja auch Zeit kostet.

Aber das ist zu Beginn wahnsinnig wichtig, weil es sonst dazu führt, dass ich mich in alles rein stürze und am Schluss enttäuscht von mir selbst bin, weil ich es wieder einmal nicht geschafft habe. 

Diese Enttäuschungserlebnisse, die machen es mir beim nächsten Mal umso schwerer. 

Das versuche ich zu vermeiden. 

Ich möchte, dass Leute nicht enttäuscht sind von sich, sondern Erfolgserlebnisse haben. 

Markus Tirok: Wie finde ich raus, ob ein Ziel, ein Wunsch mir wirklich wichtig ist?

Prof. Busch Da gibt’s einen schönen Trickt, eine psychotherapeutische Technik.

Die Frage nach der Fee in der Nacht. 

Ich frage dann, möglichst beiläufig, wenn Ihnen in der Nacht eine Fee erscheinen würde und sie würde sagen, Sie hätten drei Wünsche frei. Was würden Sie sich wünschen? 

Häufig sind die Klienten ganz irritiert und wissen gar nicht, was sie sagen sollen. Wenn dann der Wunsch oder das Ziel nicht unter den ersten drei ist, dann kann man es von vornherein schon vergessen.

Das ist eine sogenannte implizite Fragetechnik, bei der ich die unbewussten Wünsche eines Menschen anspreche. 

Man kann es auch mit fünf Wünschen machen. Aber wenn es nicht unter den ersten fünf Wünschen ist, dann kann man davon ausgehen, dass die statistische Wahrscheinlichkeit gering ist, die Kraft dafür aufzubringen, das Ziel umzusetzen. 

Eine andere schöne Fragetechnik, auch ein kleiner Trick, ist denjenigen zu bitten, zu sagen, wie viel Geld man bereit wäre, für das Ziel auszugeben, wenn man sich das Ziel jetzt kaufen könnte. 

Also jemand hat beispielsweise vor, 10 Kilo abzuspecken oder hat vor mit dem Rauchen aufzuhören oder eine Prüfungen zu bestehen. Wenn jemand sagt „Ja, ich habe nur bisschen Kleingeld dabei“, dann ist das eine andere Aussage, als wenn jemand sagt „Wissen Sie was, Herr Busch, wenn ich diesen Wunsch mir kaufen könnte, ich sage es Ihnen, ich würde Ihnen meine nächsten drei Monatsgehälter sofort überweisen.“ Das sagt sehr viel über den Menschen aus. 

Für mich als Therapeut ist es eine wichtige Information, wie motiviert jemand ist. 

Wir müssen unseren Körper, unser Gehirn wahnsinnig überlisten. 

Das geht nur mit einem sehr klugen Plan. Der muss sehr detailliert sein und der muss konkrete Handlungsanweisungen für den Alltag bereitstellen.

Prof. Dr. Volker Busch

Markus Tirok Nachdem ich das Ziel überprüft und für umsetzungs-wichtig eingestuft habe – wie geht es weiter?

Prof. Busch Der zweite Punkt ist tatsächlich die Planung. 

Sich kopflos in etwas reinzustürzen wie „ich mache mehr Sport“ oder „ich ernähre mich besser“, ist praktisch immer zum Scheitern verurteilt. Denn unser Gehirn braucht konkrete Vorstellungen von etwas. 

Einfach so 10 Kilo zu verlieren, das ist ja nicht natürlich. 

Denn wir müssen unseren Körper, unser Gehirn wahnsinnig überlisten. 

Das geht nur mit einem sehr klugen Plan. Der muss sehr detailliert sein und der muss konkrete Handlungsanweisungen für den Alltag bereitstellen. Nur dann können wir uns überhaupt aus dem gewohnten Fahrwasser entfernen und Dinge mal anders machen. Auch daran wird oft gespart, weil man denkt: „Ach, die Zeit habe ich nicht, Pläne zu machen, die Kraft. Es geht auch irgendwie so, aber es geht eben nicht.

Markus Tirok Aber besteht nicht gleich wieder die Gefahr der Zielbetäubung?

Prof. Busch Nein – eine Planung, muss schon da sein, das ist ganz klar. 

Aber die Planung muss irgendwann abgeschlossen werden. 

Jetzt kommen wir zum dritten Punkt. 

Dann ist der erste Schritt ins Handeln kommen das Entscheidende. 

Es soll nicht ohne Plan sein, aber man darf sich nicht im Plan verlieren oder man darf sich nicht im Planen erschöpfen. 

Es muss eine vorbereitende Funktion haben, die ist ganz wichtig, aber danach ins schnelle Tun kommen. 

Bei dem ersten Schritt, den wir eben besprochen haben, ist es wichtig, sich auch immer wieder ein Feedback zu geben und eventuell Pläne auch noch mal zu ändern, weil man merkt „Oh, das war hier nicht sorgfältig ausgestaltet“, hier muss man vielleicht auch mal eine andere Richtung gehen. 

Das ist in Ordnung. Pläne dürfen verändert werden, aber sie dürfen einen nicht davon abhalten, ins ins Tun zu kommen. 

Ich habe mal eine sehr schöne Bekanntschaft gemacht.

Ein total netter Mann, er ist ein Seemann gewesen. Er war zweimal bei mir und wir sprachen über bestimmte Dinge. Ich erzählte ihm davon, wie wichtig es ist, nach einem Plan relativ schnell den ersten Schritt zu machen. Dann sagte er zu mir einen schönen Satz und den habe ich bis heute nicht vergessen: „Wissen Sie, Herr Busch, das ist bei uns auf der See auch so. Bei uns gibt es so eine Redensart ‚Schnell raus aufs Meer‘. Den Kurs korrigieren kann man immer noch.“ 

Finde ich einen wahnsinnig schönen Satz. Den habe ich nicht vergessen, weil er nicht eine wissenschaftliche Begründung gibt, sondern eine aus dem Leben. 

Das finde ich halt immer besonders charmant. Es ist wichtig, wenn man Seemann ist und was fangen will, raus aufs Meer zu fahren. Man kann dann immer noch den Kurs korrigieren. 

Aber der erste Schritt ist wichtig.

Markus Tirok: Vielen Dank für das Interview, Herr Prof. Busch.

In Teil 2 des Interview mit Prof. Dr. Volker Busch geht es darum, warum Langeweile aufregender und ergebnisschaffender ist, als wir annehmen.


Der Spiegel Bestseller – Buch „Kopf frei“

Im März 2024 erscheint ein neues Werk von Prof. Dr. Volker Busch: Buch „Kopf hoch“

Podcast „Gehirn gehört – Der Psycho Podcast der Wissen schafft“ von und mit Prof. Dr. Volker Busch“


Das gesamte Interview gibt es auch als Podcast-Epsiode.

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7 Tipps für dein Podcast-Interview vor der Aufnahme

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Meine persönliche Checkliste für dich!

Die Checkliste bei Einladungen zum Podcastinterview hilft dir bei der Vorbereitung.

Herzklopfen am Briefkasten

Verschlafen öffnest du deinen Briefkasten und entdeckst diesen etwa größeren, schweren und beigen Briefumschlag. Sicher nicht vom Finanzamt, denkst du noch und entdeckst auf einmal den Absenderstempel des britischen Königshauses.
Oh my dear.
Ehrfürchtig öffnest du das Couvert. Eine Einladung. Du wurdest tatsächlich zu einem Empfang des britischen Königshauses in Berlin eingeladen. Wow.

Soweit also diese alltägliche Szene, während die Postkutsche im Hintergrund aus dem Bild rollt. 😉
Jetzt frag dich mal – was denkst du zuerst?

„Was ziehe ich bloß an“
„Wer wird noch da sein?“
„Wie verhalte ich mich dort“
„Darf ich Fotos für Instagram machen?“

War deine Frage dabei? Wenn nicht, schreib mir gerne…

Nun ist weder eine Bruncheinladung von Charles, noch die Einladung zu einem Podcast-Interview Routine für uns.
Deswegen stellen sich ja auch die Fragen und Unsicherheiten.

Damit wir uns gut auf einen Gastauftritt in einem Podcast vorbereiten können, braucht es Informationen.

Alleine die Frage, ob nur Audio oder auch Video aufgenommen wird, ist entscheidend. Ich erinnere mich an die Tatortkommissarin Hannelore Hoger, die bei mir einmal zu Gast in der Sendung (TV) war und sich erst IN DER Maske wunderte, warum sie sich für ein Radio-Interview schminken lassen sollte. Sie dachte, es sei ein Radio-Talk. Es war aber Fernsehen. Sie hatte sich in ihr buntes Lieblingscape gehüllt und eher einen Bad-Hair-Day. Sie war trotzdem bezaubernd und professionell.

Damit uns das nicht passiert und wir mit allen relevanten Informationen versorgt sind, habe ich uns eine Checkliste erstellt.
Die nutze ich selbst.

Was ist Ziel des Podcasts?

Das Ziel des Podcasts bestimmt den Stil und die Stimmung.
Beides möchte ich als guter Gast gerne treffen, um für die Hörer:innen ein gutes Hörerlebnis zu bieten.
Im Übrigen entscheidet sich hier auch schon, ob ich überhaupt der richtige Gast für den Podcast bin. Nicht alle Themen matchen miteinander. Um einen Missmatch zu vermeiden, danke ich lieber rechtzeitig für die Einladung und sage ab.

Was wollen wir mit der konkreten Episode erreichen?

Hinter jedem Podcast steht eine übergeordnete Idee, hinter jeder Folge eine sehr konkrete Idee.
Warum genau wirst du eingeladen? Was ist die Erwartung an dich? Sollst du mit den berühmten 7 Tipps für dein Thema kommen? Oder geht es um eine Art Casestudy? Oder vielleicht soll es eher ein unterhaltsamer Talk sein, der gar nicht so stark auf Mehrwert ausgerichtet ist? Lass dir die Erwartung sehr präzise beschreiben.
Manchmal hilft diese Nachfrage auch dem oder der Gastgeberin, sich noch besser auf dich vorzubereiten.

Wer genau ist die Zielgruppe und was ist ihr Anliegen?

Wenn ich zu Schornsteinfeger:innen über die Produktion von Videocontent für Social-Media spreche, wird das anders klingen, als wenn ich das gleich Thema vor RTL-Auszubildenen bespreche.
Der Alltag beider Gruppen ist ein komplett anderer. Die Herausforderungen, Voraussetzungen und Umstände sind nicht vergleichbar. Also richte ich mich natürlich zur Zielgruppe aus. Ich möchte ja nicht an ihnen vorbei plaudern.

Wie lang soll das Interview gehen?

Ist die Frage der Länge des Podcasts wirklich für mich als Gast relevant? Nein, wenn es darum ginge, ob ein Interview 20 oder 25 Minuten lang sein soll. Ja, wenn es um die grundsätzliche Frage „kurz oder lang“ geht. Ich kann als Gast nicht so tief in die Geschichten einsteigen, wenn das Interview nach 10 Minuten zu Ende sein soll. Es macht hingegen Sinn, sich Zeit beim Erzählen zu lassen, wenn das Gespräch 90 Minuten dauern soll.
Vergleich es mit Joggen: Deine Geschwindigkeit beim Laufen hängt von der Distanz der Strecke ab.

Über welche genauen Themen möchtest du sprechen?

Lass dir bitte nicht die genauen Fragen vom Host senden. Das tut einem Interview selten gut. Denn wir bereiten uns dann schon sehr konkret auf die Fragen vor. Das hören die Zuhörer:innen und es geht auf Kosten der Natürlichkeit und Spontaneität. Aber dein Host sollte schon umreißen, um was genau es gehen soll, einen Rahmen aufzeigen, in dem wir uns bewegen können. Das hilft dir zum Beispiel, wenn du dir vor dem Interview konkrete Beispiele, Vergleiche, Metaphern und exemplarische Geschichten überlegen möchtest.

Wirst du denn auch vorgestellt?

Es gibt kaum eine ungeschicktere Art und Weise, in ein Interview einzusteigen, als den Gast sich selbst vorzustellen.
Dazu habe ich schon häufig Stellung bezogen in Blogartikeln und Podcastepisoden. Dennoch ist dieser missliche Podcastbeginn sehr beliebt. Ich kläre immer im Vorfeld ab, dass ich mich nicht selbst vorstellen muss. Ich erklären, warum ich mir das wünsche, und nur ein einziges Mal wurde mir dieser Wunsch verwehrt.

Checkliste Podcasteinladung von Markus-Tirok
Checkliste Podcasteinladung von Markus-Tirok

All diese Punkte auf einem Blick

Ich habe eine Checkliste für mich entwickelt, um nicht bei jeder Interviewanfrage wieder genau überlegen zu müssen, ob ich im Vorfeld auch alle nötigen Informationen erfragt habe.
Meine Checkliste ist deine Checkliste.
Du kannst sie hier runterladen.

Ich wünsche dir viele spannende Interviews!


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