Als ich begonnen habe, Interviewgäste für meinen Podcast (und damals für mein Buch Moderieren) anzufragen, kannte ich viele meiner späteren Gesprächspartner nicht persönlich.
Und doch durfte ich mit Peter Kloeppel, Sandra Maischberger, Franca Cerutti, Prof. Volker Busch, Timo Frasch und viele mehr sprechen – Menschen, die mich mit ihrer Arbeit schon lange beeindruckt haben.
Wie kommt man mit solchen Persönlichkeiten ins Gespräch? Wie schreibt man sie an, ohne sich dabei klein zu fühlen? Und wie schafft man es, dass sie am Ende sogar gerne zusagen?
In diesem Artikel geht es genau darum: Wie du passende Interviewgäste findest, sie professionell anfragst und eine Verbindung aufbaust, die über das Gespräch hinausgeht. Denn Interviews sind nicht nur eine Möglichkeit, wertvollen Content zu produzieren – sie sind auch eine Tür zu spannenden Kontakten, die du sonst vielleicht nie geknüpft hättest. Dabei soll es nicht um Prominente wie in meinem Beispiel gehen, sondern um die Meinungsexpert:innen, die in deiner Bubble relevant sind.
1. Wie du die perfekten Interviewgäste findest
Ein Klient erklärte mir vor kurzem: “Seit dem ich angefangen habe, meine Gäste nach ihren Themen und Inhalte zu finden und anzufragen, sind meine Interviews viel besser geworden.”
Eine tolle Erkenntnis.
Wir wissen alle, das ein Podcast-Interview ein Reichweiten-Booster sein kann – wenn ein reichweitenstarker Gast dein Interview mit seiner Community teilt.
Soweit die Theorie.
Die Praxis sieht häufig anders aus. Ein in deiner Bubble bekannter Interviewgast hat wahrscheinlich schon unzählige Podcast-Interviews geführt. Warum sollte er das x-te Interview mit seiner Community teilen?
Dafür gibt es nur einen Grund – es ist so gut geworden, dass es auch für ihn und seiner Community Sinn macht, darauf hinzuweisen.
Das gelingt selten mit einem Wald-und-Wiesen-Interview, in dem wir unsere Interviewgäste zu allen möglichen Themen befragen.
Wie sein Weg zum Expertenstatus aussah, was er aktuell macht, was die Herausforderungen in der Branche sind und so weiter.
Mit diesen Fragen gewinnst du keinen Blumentopf und bringst deinen Gast nicht dazu, dir das Reichweitengeschenk zu machen.
Nun wissen wir also – es ist nicht der bekannte Gast alleine, der ein Interview erfolgreich macht.
Es geht um die Inhalte.
Es sind die guten Fragen, die zu guten Antworten führen.
Die Dramaturgie macht den Unterschied – und die liegt beim Thema und nicht beim Gast.
Verschiebe also bei der Podcastplanung den Fokus von Gast auf Thema.
Welches Thema ist bei deinen Zuhörenden gerade dran? Welches Thema ist aktuell oder dringlich? Welches Thema passt sich in deinen Podcastverlauf ein?
Hast du das gefunden, such den perfekten Interviewgast zu genau diesem Thema.
Du brauchst ein Match.
Das Thema und der Gast müssen perfekt zusammen passen.
Du machst einen Podcast über das Podcasten. Du möchtest über Interviews sprechen? Dann lädst du mich ein.
Du möchtest über die passende Webseite zum Podcast sprechen? Dann lädst du Kerstin Müller ein.
Du möchtest über Podcastcommunity sprechen? Dann lädst du Gordon Schönwälder ein.
Das sind natürlich nur Beispiele aus meiner Bubble.
Diese Gäste bringen deinen Zuhörenden echten Mehrwert.
Mit ihnen brauchst du kein Wald-und-Wiesen-Interview führen, mit diesen Expert:innen kannst du einen Deepdive machen.
2. Hochstatus vs. Niedrigstatus – Wie du mit Gästen auf Augenhöhe kommunizierst
Hochstatus und Niedrigstatus zeigen sich in der Art, wie wir kommunizieren – besonders, wenn wir jemanden um etwas bitten. Hochstatus bedeutet: klare Sprache, Selbstbewusstsein, eine Haltung auf Augenhöhe.
Niedrigstatus wirkt unsicher, unterwürfig, fast wie eine Entschuldigung für die Anfrage. Wer im Niedrigstatus schreibt, bittet um einen Gefallen. Wer im Hochstatus schreibt, macht ein Angebot. Diese Haltung entscheidet oft darüber, ob die Interviewgaeste zusagen oder nicht.
3. Die perfekte Anfrage: So bekommst du ein „Ja“
Stell dir vor, du bekommst eine Anfrage für ein Interview. Die Person schreibt:
“Es wäre eine riesige Ehre, wenn Sie mir ein Interview geben würden! Ich weiß, Sie sind sehr beschäftigt, aber vielleicht wäre es ja irgendwie möglich? Ich würde mich wahnsinnig freuen!”
Klingt verzweifelt.
Und jetzt eine andere Version:
“Ich würde Sie gern für meinen Podcast gewinnen, weil Ihr Thema perfekt zu meiner Zielgruppe passt. Ich bereite mich intensiv vor und stelle gezielte Fragen. Das Gespräch dauert ca. 30 Minuten. Hätten Sie Interesse?”
Hier spricht jemand, der professionell arbeitet. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Interviewgäste zusagen, ist deutlich höher.
Wie du nicht wie ein Bittsteller wirkst, sondern auf Augenhöhe bleibst
- Sprich klar und direkt. Keine Floskeln wie „Falls das irgendwie möglich wäre…“. Frage konkret.
- Mach dir bewusst, dass du auch etwas zu bieten hast. Reichweite, ein gutes Format, top Vorbereitung, eine angenehme Gesprächsatmosphäre.
- Beziehe dich konkret auf die Expertise des Gastes: Bennene sie, damit der Gast merkt, du hast dich mit seinem Fachbereich beschäftigt und es ist keine Wald-und-Wiesen-Anfrage. Beziehe dich z.B. auf seinen Podcast, Publikationen etc.
- Bleib selbstbewusst, auch wenn die Person bekannt ist. Dein Job ist es, ein gutes Gespräch zu führen, nicht vor Ehrfurcht zu erstarren.
- Mach dich nicht klein. Ein „Ich bin nur ein kleiner Podcaster“ oder „Ich weiß, Sie haben Besseres zu tun“ ist überflüssig. Dein Gast ist ein Experte in seinem Bereich. Du bist es auch – für dein Format.
Das hört sich jetzt an, als könnten wir erwarten, dass uns alle Gäste zusagen.
Werden sie nicht.
Aus unterschiedlichen Gründen.
Weil wir selbst eine zu geringe Reichweite haben, weil wir für den Gast unbekannt sind, weil der Gast keine Zeit hat, weil der Gast doof ist.
Es ist fast mühsam nach den Ursachen zu forschen. Ich gehe bei einer Interviewanfrage immer davon aus, dass es klappt.
Klappt es nicht, klappt es halt nicht.
Wird der nächste Gast angeschrieben.
So einfach.
Wenn wir aus einer Absage allerdings heraushören, dass zu einem späteren Zeitpunkt die Möglichkeit bestünde, dann unbedingt erneut anfragen. Ich habe schon im Februar Anfragen für Interviews verschickt, die ich im Dezember gehalten habe.
Ein Framework für deine Interview-Anfrage:
Eine Interviewanfrage ist kein Liebesbrief, aber dennoch etwas individuelles an unsere Interviewgäste.
Du solltest nicht 1:1 diese Vorlage verschicken, aber sie enthält alle wichtigen Punkte.
Nutze Sie für dich und schreibe sie um, so dass sie persönlich wird.
Betreff: Lust auf ein Interview in [Podcast-/Buchname]?
Hallo [Name],
ich höre deinen Podcast [Titel] schon eine Weile und finde besonders spannend, wie du [konkrete Beobachtung oder Zitat]. Genau dazu würde ich gerne in meinem Podcast zu interviewen.
Das Interview dreht sich um [Aspekt 1], [Aspekt 2] und [Aspekt 3].
Ich bin sicher, dass deine Perspektive für meine Community sehr spannend sein wird.Mein Podcast [Titel] läuft auf Spotify, Apple Podcasts und allen gängigen Plattformen.
Ich teile die Folge natürlich auch über meinen Newsletter ([XX.000 Abonnenten]) und Social Media ([XX.000 Follower auf Plattform X]), damit sie möglichst viele Menschen erreicht.
Wir nehmen das Gespräch online über Riverside auf – unkompliziert und in guter Qualität. (Ich nehme mit Video auf.)
Das dauert etwa [XX Minuten].
Du kannst sicher sein, dass ich mich sehr gut vorbereite, damit wir ein richtig gutes Gespräch führen können.Hättest du Lust? Ich würde mich freuen, wenn es klappt! Sag gern Bescheid, dann schicke ich ein paar Terminvorschläge.
Freue mich auf deine Rückmeldung!
Herzliche Grüße,
4. So sorgst du dafür, dass dein Interview geteilt wird
Du hast ein großartiges Interview geführt, bist stolz auf das Ergebnis – und dann passiert: nichts. Der Gast teilt die Folge nicht. Keine Erwähnung auf Social Media, kein Link in seinem Newsletter.
Warum Gäste dein Interview nicht automatisch teilen
Nicht, weil sie das Gespräch schlecht fanden. Sondern weil sie es oft einfach vergessen. Oder weil sie es für sich nicht relevant genug finden. Oder weil sie schlicht keine Zeit haben, sich um die Verbreitung zu kümmern.
Viele Gäste haben ihre eigene Content-Strategie und teilen nicht wahllos alles, woran sie beteiligt waren. Deshalb musst du es ihnen leicht machen – und ihnen einen guten Grund geben, dein Interview zu verbreiten.
Strategien, um das Teilen attraktiv zu machen
Je weniger Arbeit dein Gast hat, desto größer die Chance, dass er oder sie dein Interview teilt. Hier sind ein paar Strategien:
• Fertige Social-Media-Grafiken: Erstelle ansprechende Bilder mit einem Zitat aus dem Interview und dem Podcast-Logo. Optimal für Instagram, LinkedIn oder Facebook.
• Kurze Snippets: Schneide ein prägnantes 30-Sekunden-Video mit einem starken Statement. Das funktioniert besonders gut für Instagram Reels, YouTube Shorts oder LinkedIn. Riverside bietet diese Funktion automatisiert an. Es gibt auch andere AI-Tools, die das können. Wenn dein Gast es teilen soll, bedenke, dass der Gast bei diesem Snippet sich präsentieren kann – spiel mit unserer aller Eitelkeit.
• Direkte Links: Schicke den Gast nicht auf die Suche nach der Folge. Gib ihm oder ihr den Spotify-, Apple- und Webseitenlink direkt an die Hand.
• Ein kurzer, vorformulierter Post: „Danke an [Gast], für das spannende Gespräch über [Thema]. Hier könnt ihr es euch anhören: [Link]“. So kann dein Gast einfach copy-pasten.
• Tagge den Gast überall: Markiere ihn auf Social Media, wenn du die Folge postest. Viele teilen dann direkt weiter.
Wie du Follow-ups machst, ohne aufdringlich zu sein
Du willst nicht nerven, aber auch nicht vergessen werden. Ein gutes Follow-up ist freundlich, klar und macht das Teilen so einfach wie möglich.
• Erste Nachricht direkt beim Erscheinen: „Hallo [Name], dein Interview ist jetzt online! Hier ist der Link: [Link]. Ich habe auch eine kleine Grafik mit deinem Zitat erstellt, die du gern nutzen kannst. Danke nochmal für das tolle Gespräch!“
• Nach ein paar Tagen eine Erinnerung: Falls der Gast noch nicht geteilt hat, kannst du eine freundliche Erinnerung schicken. Zum Beispiel: „Ich bekomme so viel tolles Feedback zu unserer Folge! Falls du sie noch teilen möchtest, hier nochmal der Link: [Link].“
• In eine laufende Konversation einbinden: Falls ihr ohnehin schreibt oder euch begegnet, einfach beiläufig erwähnen: „Übrigens, dein Interview läuft super – danke nochmal fürs Dabeisein!“
Manche Interviewgäste teilen sofort, andere gar nicht. Das ist okay. Dein Job ist es, die Hürde so niedrig wie möglich zu halten.
Eine Frage ist noch offen:
Wie du Experten findest: Netzwerke, Social Media, Events, Podcast-Gäste usw.
Wie du Experten findest: Netzwerke, Social Media, Events, Podcast-Gäste usw.
Die besten Interviewgäste tauchen nicht von selbst auf. Du musst aktiv in deiner Bubble unterwegs sein, zuhören, beobachten und gezielt nach spannenden Menschen suchen.
Experten gibt es überall – du musst nur lernen, sie zu entdecken.
🎧 Andere Podcasts hören – wer wird dort empfohlen?
Wenn du Podcasts in deinem Themenbereich hörst, bekommst du nicht nur Inspiration für Fragen und Gesprächsstile, sondern findest auch potenzielle Gäste. Achte darauf, wen die Interviewgäste selbst als spannende Persönlichkeiten nennen – oft sind das genau die Menschen, die du als Nächstes einladen könntest.
📡 Social Media gezielt nutzen
Nicht nur passiv scrollen, sondern bewusst beobachten:
• Wer wird in deiner Bubble oft geteilt oder diskutiert?
• Wer veröffentlicht regelmäßig Inhalte zu deinem Thema?
• Wer kommentiert klug unter relevanten Posts?
LinkedIn und Instagram sind besonders wertvoll, weil viele Expert:innen dort direkt mit ihrer Community sprechen. Folge ihnen, kommentiere, baue eine Verbindung auf – so fällt deine Anfrage später nicht aus dem Nichts.
💌 YouTube und Newsletter – Experten finden, die noch nicht überall waren
YouTube ist eine Goldgrube für interessante Gesprächspartner:innen. Dort findest du Expert:innen, die vielleicht noch nicht in jedem Podcast waren, aber spannende Inhalte liefern. Ähnlich wertvoll sind Newsletter. Viele kluge Köpfe schreiben regelmäßig über ihre Themen – und sind oft offen für Interviews, weil sie selbst ihre Reichweite ausbauen wollen.
🗓️ Events und Konferenzen beobachten
Wer hält spannende Vorträge auf Online- oder Live-Events? Speaker:innen sind meist ideale Gäste, weil sie gewohnt sind, über ihr Thema zu sprechen. Du musst nicht einmal selbst vor Ort sein – oft reicht es, die Event-Website zu durchstöbern oder sich Talks im Nachhinein anzusehen.
📋 Immer mit einem Thema verknüpfen
Führe eine Liste potenzieller Interviewgäste, aber nicht nur mit Namen. Notiere direkt, zu welchem Thema sie besonders gut passen würden. So hast du immer eine Auswahl parat und kannst gezielt anfragen, wenn sich ein passender Zeitpunkt ergibt.
🎤 Fazit: Dranbleiben und aktiv zuhören
Experten findest du nicht nur durch eine schnelle Google-Suche. Du musst in deiner Nische aktiv bleiben, andere Inhalte konsumieren, zuhören, wenn Empfehlungen fallen – und deine Interviewgästeliste ständig erweitern. Die besten Gäste sind oft diejenigen, die nicht schon überall waren, sondern genau die, die in deiner Bubble als kluge Stimmen wahrgenommen werden.
Damit wird klar: Gäste finden ist kein Zufall, sondern ein aktiver Prozess. Passt das so für dich?
Bonus: Die Plattform, die dir das Finden von Gästen noch leichter macht
Neben all den Strategien, die ich dir hier vorgestellt habe, gibt es eine Plattform, die das Finden von guten Interviewgästen noch einfacher macht: HalloPodcaster.
HalloPodcaster ist wie Tinder – aber für Podcasts. Hier finden sich Hosts und Expert:innen, die Lust auf Interviews haben. Du kannst als Podcaster:in gezielt nach Gästen suchen oder dich selbst als Interviewpartner:in eintragen. Das Beste: Ein kostenloser Account reicht völlig aus, um loszulegen.
Gegründet wurde die Plattform von Jan Siebert und Anika Bors, die selbst aus der Podcast-Welt kommen.
Wie genau das Ganze funktioniert und warum Interviews eine riesige Chance für deine Reichweite sind, habe ich mit Jan in meiner neuesten Podcastfolge besprochen.
🎙 Hör rein:
Mein Gespräch mit Jan Siebert über HalloPodcaster, die Macht von Interviews und wie du perfekte Interviewgäste findest. Jetzt auf Spotify (auch mit Video!) und auf allen anderen Podcast-Plattformen.
Lust auf richtig starke Interviews?
Wenn du lernen möchtest, wie du kein Wald-und-Wiesen-Interview führst, sondern Gespräche, die wirklich hängen bleiben – dann habe ich was für dich. In meinem neuen Onlinekurs zeige ich dir, wie du dich perfekt vorbereitest, präzise Fragen stellst und Antworten bekommst, die dein Publikum so noch nie gehört hat.
Das Datum? Steht noch nicht. Der Name? Auch nicht.
Aber eines ist gewiss: Dieser Kurs wird dein Interview-Game auf ein neues Level heben. Versprochen!
Freu dich drauf – noch in diesem Jahr!
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